Persa
Hey Leute, das „Biafrahündchen“ auf dem Foto bin ich, als ich noch in Griechenland lebte! Das glaubt mir heute keiner mehr! Schon seit vielen Monaten möchte ich Euch meine Geschichte erzählen, aber leider kann ich nicht schreiben und Marion sagt immer: Ich brauche meine Zeit für Euch Hundis und habe keine Zeit, um Geschichten zu erzählen! Gemäß dem Motto: „Steter Tropfen höhlt den Stein“ habe ich sie jetzt aber so weit, dass sie für mich den Ghostwriter macht.
Meine Erinnerungen beginnen in einem Karton in Griechenland, in den man mich mit meinen Geschwistern zusammen hineingesteckt hat. Eigentlich waren wir acht, überlebt haben nur vier: Paul, Piter,
Pepsy und ich, die Persa. Marion sagt, es sei eine reife Leistung von mir, dass ausgerechnet ich, als Kleinste des Wurfes, es geschafft habe. Ehrlich gesagt, ich hatte Unterstützung durch Vasso, die
mich mit zu sich nach Hause genommen hat, um mich aufzupäppeln.
Liebe Vasso, wenn Du das liest, herzlichen Dank dafür, dass Du mir mein Leben geschenkt hast!
Als es mir besser ging, wurde ich geimpft und gechipt und dann mit meiner Schwester Pepsy in eine Flugbox gesetzt. Ich hatte Angst, denn ich wusste nicht, wohin man mich bringen würde. Die Fahrt dauerte so lange, dass ich müde wurde und einschlief, doch plötzlich tauchten viele Menschengesichter vor unserer Box auf, alle schauten freundlich und redeten durcheinander. Dann nahm Burkhard mich auf den Arm und ich habe mich gleich an ihn gekuschelt, denn er ist ein „Hundeflüsterer“. Marion hat eine ganze Kollektion von Halsbändern an mir ausprobiert, aber die waren alle zu groß, selbst die Halsbänder der Dackel, das würde heute auch keiner mehr glauben. Schließlich bekam ich ein Geschirr umgeschnallt und wurde auf eine Wiese gesetzt. Leute, Ihr glaubt nicht, wie schnell ich meine Müdigkeit abgeschüttelt habe, alle haben gesagt, „das ist aber eine wilde Hummel“. So bin ich übrigens heute noch! Auf der Heimfahrt habe ich dann auf Marions Schoß geschlafen, so dass ich ausgeruht war, als wir zu Hause ankamen. Das war auch gut so, weil ich dort meine neuen Kumpels kennen lernte (wir haben nämlich sechs Dackel)! Die wirkten zuerst gar nicht freundlich, aber ich habe schnell gemerkt, dass alles nur Show war. Man muss einfach mit Ihnen umgehen können und ich kann das. Seitdem verlasse ich mein Heim nur mit meinen Bodyguards, das hat mir anfangs unheimlich viel Sicherheit gegeben. Heute bin ich aber schon groß und brauche das eigentlich nicht mehr, aber meine Dackel sind meine Familie.
Während ich mich mit den Dackeln sofort gut verstanden habe, gab es in den ersten Tagen viele Kommunikationsstörungen zwischen Marion und mir. Ich konnte nicht verstehen, warum diese Frau unbedingt mit mir spazieren gehen wollte. Ich hatte keine Lust dazu, denn ich hatte Angst mein neues Zuhause nicht mehr wieder zu finden und außerdem taten mir die Vorderbeine weh, die waren nämlich krumm gewachsen. Am dritten Tag bin ich dann einen Abhang hinunter gepurzelt und konnte nicht mehr aufstehen. Wir sind ganz schnell zum Tierarzt gefahren, Diagnose: Riß in der Wachstumszone eines Hinterbeines und Wachstumsstörungen in beiden Vorderbeinen. Wie ihr Euch vorstellen könnt, konnte ich mit nur einem intakten Bein nicht einmal stehen. Unser Doktor hat mir dann ein „Stockbeinchen“ gebastelt, damit ich wenigstens Pipi machen kann. Aber über die krummen Vorderbeine hat er nur den Kopf geschüttelt und gesagt: „der Hund wird niemals sportlich“. Denkste!!!
Dann kam Weihnachten und die Pakete von Freunden und Familie und in jedem Paket war auch ein Geschenk für mich, welches ich selber auspacken musste. Irgendwie wusste ich in diesem Augenblick:
jetzt bist Du wirklich Zuhause!
Von diesem Augenblick an konnte ich mich darauf konzentrieren von den Dackeln lauter Unsinn zu lernen, zu wachsen und sportlich zu werden und ganz nebenbei meine Menschen zu meinen Sklaven zu machen.
Burkhard habe ich völlig in der Pfote, wenn wir abends fernsehen, kuschele ich immer mit ihm und er versichert mir, dass ich seine einzige, griechische „Schokoladenprinzessin“ bin. Inzwischen bin ich
so sportlich, dass meine Leute ihre Fahrräder aus der Mottenkiste geholt haben, damit ich genügend „speeden“ kann.
Auf dem Bild, das bin auch ich, keine Spur mehr von „Biafra-Hündchen“, oder?
Marion sagt, ich bereichere ihr Leben und da Menschen Reichtum schätzen, haben inzwischen einige Pflegehunde bei uns gelebt, Olgina (Sina), Turbo, Maritina (Tine), Millia (Hexe), Olina (Olli), Annabella (Anna), Tira, Emanuel (Emmo), Fabiano (Jano), Fabiana, Pippi (Nele), Davina (Paula) und Paloma (Podi).
Tja, Paloma, das war auch so eine Geschichte. Die ist mir nämlich erhalten geblieben und kaut mir jeden Abend ein Ohr ab. Ich verstehe zwar dieses übermäßige körperliche Kontaktbedürfnis der spanischen Podencos nicht, kann aber damit leben.
Die anderen Pflegehunde haben inzwischen eigene Familien gefunden, aber auch sie haben unser Leben bereichert, mir haben sie z.B. Sicherheit im Umgang mit Hunden verschiedener Größen gegeben und Marion und Burkhard sind glücklich, wenn ihre Pfleglinge ein neues Zuhause finden, auch dann, wenn der Abschied traurig ist. Marion nimmt mich dann immer in den Arm und sagt: „Du bist unsere einzige Schokoladenprinzessin und wir geben Dich niemals wieder her.“ Dann weiß ich, worum es im Leben geht, für uns Vierbeiner, aber auch für die Zweibeiner: „um Liebe und Vertrauen“ und das habe ich gefunden!
Eure Persa